Samstag, 24. Dezember 2011

Ampel-Pitch

Die Filmproduzentenlandschaft ist ja leider geprägt von dem Missverständnis, dass eine richtig schmissige Prämisse völlig ausreichend wäre für ein gutes Drehbuch und damit auch für einen guten Film. Deswegen werden die armen Drehbuchautoren immer häufiger gedrängt, ihre mühsam austarierten Dialoge gefälligst in der Schublade zu lassen und statt dessen in zehnminütigen Pitch-Sessions die Prämisse zu erzählen. Und da die Produzenten immer weniger Geld haben und weil Geld Zeit ist, wurden aus den zehn Minuten erst fünf, dann zwei, und inzwischen schwärmt man vom sogenannten »Fahrstuhl-Pitch« (vier Stockwerke müssen genügen für die Grundzüge der Geschichte) und dem »Putzfrauen-Pitch« (Produzenten erforschen das Zielgruppenpotential, indem sie einen Zweizeiler ihrer vom Leben frustrierten Putzfrau vorlesen). Fatalisten erwarten bereits den »Urinal-Pitch« (die Schlusspointe sollte beim Abschütteln erfolgen) und den »Ampel-Pitch« (das Zurufen von zwei bis drei Worten im Vorübergehen).

Daniel Bickermann

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