Montag, 12. Dezember 2011

Auszüge aus Lektüre für Minuten 2

Ich glaube: daß das an sich sinnlose und nichts als grausame Menschenleben dem einzelnen die Möglichkeit läßt, gegen hohen Einsatz es mit Sinn und Schönheit anzufüllen. Ich finde aber selten einen, der dazu nicht lächelt… [Man] flieht entweder in ein privates Vergessen oder Trauern oder rüstet sich zum Kampf, um Gewalt mit Gewalt zu erwidern und eine nächste große Zeit mit Kanonen und Gas vorzubereiten.

Jede Sehnsucht nach Beseelung des Lebens ist heute von den herrschenden Mächten verfemt.

Wir leben heute alle in Verzweiflung, alle wachen und leidensfähigen Menschen, und sind damit zwischen Gott und das Nichts gestellt. Zwischen ihnen atmen wir aus und ein, schwingen und pendeln. Wir hätten jeden Tag Lust, das Leben hinzuwerfen, und werden doch von dem Teil in uns gehalten, der überpersönlich ist. So wird unsere Schwäche, ohne daß wir darum Helden wären, zur Tapferkeit. Und wir retten ein wenig vom überlieferten Glauben für die Kommenden.

Herman Hesse

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